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06.11.2024:
BGA: US-Wahl verstärkt Druck auf Lieferketten
BGA:
Deutschlands Unternehmen stehen vor nie dagewesenen Herausforderungen, ihre
Lieferketten zu sichern und zu diversifizieren: Unabhängig vom Ausgang der
Präsidentschaftswahl in den USA werden die Bedrohungsszenarien in den
Handelsbeziehungen zunehmend realer. Gleichzeitig suchen die Unternehmen
dringend Entlastung mit Blick auf neue Bürokratiepflichten in der
Lieferkettenüberwachung. Das ergibt ein Stimmungsbild in der Wirtschaft vor
dem Deutschen Lieferkettentag, das der Bundesverband Großhandel, Außenhandel,
Dienstleistungen (BGA), der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel
Deutschland (bevh), der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik
(BME) und DER MITTELSTANDSVERBUND im Rahmen einer Umfrage erhoben haben. Mit
Blick auf die Umfrageergebnisse fordern die Verbände einen neuen Ansatz in der
Handelspolitik und Lieferkettenüberwachung, der auf Pragmatismus und Dialog setzt.
Von der Politik in Deutschland und der EU erwarte man hierfür endlich eine
abgestimmte Strategie. Auf keinen Fall sollten bürokratische Berichtspflichten
offenen Handelsbeziehungen im Weg stehen. Auf dem Deutschen Lieferkettentag 2024
wolle man deshalb ins direkte Gespräch mit Politik und Unternehmen gehen, um
dringend benötigte Orientierung zu geben.
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Spannungen nach US-Wahl erwartet
Nach einer Rangliste der größten Bedrohungen für ihre Lieferketten gefragt, führten
die befragten Unternehmen auf Platz 1 ganz klar "geopolitische Konflikte" (82 Prozent)
vor der Gefahr von Cyberkriminalität (8 Prozent) und Naturkatastrophen (6 Prozent) an.
Redebedarf gebe es vor allem mit den größten außereuropäischen Handelspartnern USA und
China: Mit Blick auf die Zeit nach der US-Präsidentschaftswahl werden unabhängig vom
Ausgang zunehmende handelspolitische Spannungen mit Europas wichtigstem Verbündeten
erwartet. Fast ein Drittel (31 Prozent) der befragten Unternehmen befürchtet, dass die
USA einen Alleingang mit generellen Importzöllen und "America First"-Ansatz beschreiten
werden, weitere 59 Prozent halten mehr selektive Handelshemmnisse für wahrscheinlich.
Nur 6 Prozent erwarten eine Abkehr vom Protektionismus und nur 4 Prozent glauben an eine
Rückbesinnung zu einer kooperativen, multilateralen Handelsordnung.
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Klärung suchen die Unternehmen auch mit dem Handelspartner China. Zwei von drei
Unternehmen (64 Prozent) geben an, die EU müsse wegen stark subventionierter
Exportprodukte selbstbewusster gegenüber der zweitgrößten Volkswirtschaft auftreten.
Sich von China abzuwenden, sei dennoch keine Alternative, wie die enorme Verflechtung
zeigt: Mit weitem Abstand die meisten befragten Unternehmen (75 Prozent) sagten, China
sei aktuell im Vergleich zu anderen Regionen für sie "sehr wichtig" (44 Prozent) oder
"wichtig" (31 Prozent), gefolgt von Asien ohne China mit 30 Prozent und 36 Prozent
Zustimmung. Die USA kommen deutlich dahinter auf Platz 3 mit Werten von 18 Prozent
("sehr wichtig") und 35 Prozent ("wichtig").
An den engen Verbindungen mit China werde sich für die Befragten auch in Zukunft
nichts ändern. Zwar wird für die "kommenden Jahre" erwartet, dass die Bedeutung
asiatischer Nachbarn Chinas aufholen werde. Die Volkrepublik wird für die Mehrheit
jedoch der wichtigste Handelspartner bleiben.
Lieferkettengesetz braucht Nachbesserungen
Die Bilanz nach nahezu zwei Jahren Lieferkettensorgfaltpflichtengesetz (LkSG) fällt
mehr als ernüchternd aus. Nach ihren praktischen Erfahrungen mit der Umsetzung gefragt,
geben 62 Prozent der Unternehmen an, dass das LkSG für ihr Unternehmen "eindeutige
Nachteile" (35 Prozent) oder "eher Nachteile" (27 Prozent) gebracht habe. Nur für
14 Prozent finden, dass sie "eindeutig Vorteile" (6 Prozent) oder "eher Vorteile"
(8 Prozent) hätten. Als wichtigste Gründe hierfür werden der enorme Bürokratieaufwand
(71 Prozent) sowie Wettbewerbsnachteile (10 Prozent) und Compliance-Risiken (7 Prozent)
genannt.
Nach den konkreten Folgen durch die Europäische Lieferkettenrichtlinie
(CSDDD) gefragt, antwortete die deutliche Mehrheit (71 Prozent) mit "höheren Kosten
für die Umsetzung der Regeln und Dokumentationspflichten" gefolgt von "unzumutbaren
bürokratischen Belastungen" (59 Prozent) und "Mehraufwand, weil auch andere
Dienstleister und Kunden einbezogen werden müssen" (56 Prozent). Immerhin 25 Prozent
sieht "bessere Wettbewerbsbedingungen gegenüber schwarzen Schafen". Nicht einmal jeder
Fünfte (18 Prozent) erwartet "mehr Klarheit über die Geschäftspraktiken von Zulieferern"
zu bekommen.
Große Hoffnung setzen die Unternehmen darin, durch Digitalisierung mehr Transparenz
und Sicherheit in den Lieferketten zu schaffen. 18 Prozent haben bereits ein digitales
Upgrade ihrer Lieferkettenüberwachung durchgeführt, 12 Prozent sind derzeit in der
Umsetzung und 28 Prozent haben es sich perspektivisch vorgenommen. Nur 21 Prozent kommen
auch ohne digitale Werkzeuge aus.
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